Machen Bienen Winterschlaf? Wir erklären euch, was im Winter im Bienenstock los ist!
19. Dezember 2024
Bienenwissen
Winterbienen, Winterruhe
Autor:
Imkermeister Stefan
Geschäftsführer von Cum Natura und Leiter der zugehörigen Imkerei. Imkermeister Stefan Kumm ist bereits Imker in 4. Generation und hat durch die Arbeit mit den Bienen seine Passion zum Beruf gemacht.
Was machen Honigbienen im Winter?
Spätestens ab März summt und brummt es wieder kräftig in Gärten, auf Wiesen und überall, wo es blüht. Im Winter aber lassen sich Bienen und andere Insekten nur selten sehen und hören – es ist ihnen zu kalt. Aber wie sieht so ein Bienenwinter genau aus? Wir nehmen euch mit in den Stock und zeigen es euch!
Ein Bienenstaat ist ein sehr ausgeklügeltes System, in dem die Aufgaben klar verteilt sind: Die Königin ist das wichtigste Mitglied des Staates, denn sie sorgt für den Nachwuchs und führt ihr Volk. Die männlichen Bienen, die Drohnen, sind einzig und allein dafür da, die Königin zu begatten, um für Nachwuchs zu sorgen – danach sterben sie innerhalb kürzester Zeit. Die Arbeiterinnen versorgen sich, die Königin sowie die Brut mit Nahrung und sammeln Pollen, Nektar und Honigtau – zumindest in der wärmeren Zeit des Jahres. Hierfür sind die Sommerbienen zuständig, die nur etwa sechs Wochen lang leben, aber den Vorrat im Bienenstock kräftig füllen. Die Königin sorgt bis in den frühen Herbst für frischen Nachwuchs, der sie durch den Winter bringt: Die Winterbienen leben fünf bis sechs Monate und sind einzig dazu da, ihre Königin am Leben zu halten.
Auch bei Kälte sind die Honigbienen fleißig
An eine Art Winterschlaf ist bei Honigbienen nicht zu denken – sie sind Arbeitstiere durch und durch. Um sich und ihre Königin zu schützen, schuftet ihr Körper auch im Winter auf Hochtouren, denn die Honigbiene braucht es warm. Das Volk bildet gemeinsam eine Traube, alle kuscheln sich eng aneinander, in der Mitte sitzt die Königin – und dann wird gemeinsam gezittert. Das heißt, die Bienen sorgen absichtlich für schnelle Muskelkontraktionen, und dieser Zittereffekt beschert ihnen ein herrlich warmes Klima im Stock: Mindestens 25°C muss es darin haben, um den Staat gut durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Währenddessen ernähren sich die Bienen von den angelegten Vorräten. Zudem gibt es immer wieder Schichtwechsel, damit nicht dauernd die gleichen Bienen am äußeren, kalten Rand der Traube sitzen und jede in den Genuss der wärmeren Gefilde im Inneren kommen kann.
Effizienz ist das A und O
Die Vorräte der Honigbienen können mitunter knapp sein und nicht jedes Volk hat einen Imker, der sich darum kümmert, dass Ersatzfutter in Form von Zuckerlösung zur Stelle ist, wenn ihnen der Nektar ausgeht. Darum verkleinern die Honigbienen ihren Staat über die kalte Jahreszeit drastisch: Summen im Sommer rund 50.000 Bienen pro Volk, schrumpft der Staat im Winter auf etwa 20.000 Bienen zusammen. So können die Vorräte effizient genutzt werden, denn weniger hungrige Mägen müssen gefüllt werden.
Bienen sind sehr reinlich
A propos hungrige Mägen – irgendwo muss ja das, was in den kleinen Bienenkörper reingeht, auch wieder raus. Könnte man meinen! Da aber Kot im Bienenstock eine erhebliche Infektionsgefahr durch Bakterien und andere Erreger darstellen würde, sammeln die Honigbienen alles, was sie aufnehmen, über lange Zeit in ihrer Kotblase. Eine echte Wunderblase, die bis zu 80 Prozent des Hinterleibs einer Biene einnimmt und die über Monate gefüllt werden kann. Erst wenn die Temperaturen auf 10 Grad um die Mittagszeit klettern und sich dazu noch die Sonne zeigt, sind die Bienen in der Lage, zu ihrem Reinigungsflug aufzubrechen und sich zu entleeren. Das kann sich für uns Menschen in wenig erfreulicher Form durch gelb-braune Flecken auf draußen aufgehängter Wäsche zeigen. Für den Imker sind die Kotflecken wichtig – obwohl wir sie natürlich auch nicht gern auf Nachbars Wäsche entdecken -, denn sie verraten uns, ob das Volk gesund ist oder zum Beispiel von Durchfallerkrankungen heimgesucht wurde. Der Reinigungsflug ist für Bienen nicht ohne Risiko, denn starke Winde, Temperaturstürze oder andere äußere Umstände können dafür sorgen, dass sie nicht zu ihrem Zuhause zurückfinden.
Was hat der Imker im Winter zu tun?
Die Winterruhe der Honigbiene beginnt, je nach Witterung, bereits im September oder Oktober. Ab diesem Zeitpunkt muss der Imker am Stock nicht mehr allzu viel tun. Eine sehr wichtige Aufgabe hat er jedoch: Er muss die Honigbienen vor ihrem größten Feind, der Varroamilbe, beschützen. Hierzu behandelt er das Volk mit Oxalsäure – diese ist für die Bienen unschädlich, die Varroamilbe stirbt jedoch daran. Einen Einblick über die Behandlung mit Oxalsäure gibt dir unser Jungimker Jonas bei Instagram. Darüber hinaus muss er dafür sorgen, dass das Volk nicht hungern muss. Als Bioland-Imker achten wir natürlich darauf, den Völkern immer genug Honig und Pollen in den Waben zu belassen, dennoch kann es nötig werden, Zuckerlösung zuzufüttern.
Wildbienen überwintern anders
Einzeln lebende Wildbienen, Hummeln und Wespen haben ihre eigenen Strategien, durch den Winter zu kommen. Auch bei den verschiedenen Wildbienenarten gibt es unterschiedliche Wege, den Nachwuchs ins nächste Jahr zu bringen. Da haben wir es aber auch: Sie bringen den Nachwuchs ins nächste Jahr – sie selbst leben nur einjährig und sterben zum Winter hin. Wildbienen, die als Einzelgängerinnen unterwegs sind, legen ihre Brut an geschützten Orten, versorgt mit ausreichend Nahrung, ab. Bei den Hummeln und Wespen schlüpfen die Jungköniginnen noch im Spätjahr und suchen sich dann geschützte Plätze. Hummeln graben sich zum Beispiel oftmals tief in die Erde ein oder kriechen in Mauerritzen und unter Laubhaufen. Ihr Körper produziert Glycerol und verfügt damit über ein natürliches Frostschutzmittel, das die Tiere sogar vor Minustemperaturen schützt.
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